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                 "Hamlet for You" 
                   
                  Komödie von Sebastian Seidel 
                Regie: Heinz Koch; mit: Joana Dentler (Johanna), 
                  Richard Aigner (Friedrich) 
                Wer auf Gartenfesten, Grillparties oder sonstwo 
                  mitreden, aber sich nicht die schwere Kost selbst antun möchte, 
                  ist hier bestens dran: Man bekommt im Schnelldurchgang den Überblick 
                  über ein Stück Weltliteratur - und dazu noch auf die 
                  lustigste Art und Weise, kurzweilig, witzig. 
                "Es ist was faul im Staate Dänemark." 
                  Tatsächlich! Prinz Hamlet, der in Deutschland studiert 
                  und seiner Tuss (Ophelia) die coolen Klamotten mitbringt, muss 
                  erfahren, dass sein Vater im Schlaf erstochen wurde, vom eigenen 
                  Bruder, der dann auch noch die Witwe (also Hamlets Mutter) heiratet. 
                  Hamlet sinnt auf Rache... 
                Am Ende sind alle tot, die im Shakespeare-Original 
                  am Ende tot sind, selbstverständlich auf die Art, die Shakespeare 
                  im Original vorschreibt. 
                Richard Aigner spielt den Mini-Theater-Direktor 
                  Friedrich, Jona Dentler dessen einzige Schauspielerin, die "Johanna", 
                  mit der zusammen er den Hamlet in 90 Minuten bieten möchte. 
                  Beide kommen sich aber immer wieder ins Gehege, wer welche Rollen 
                  spielen darf, ob es eher ein Musical werden soll oder was.. 
                 
                
 
  
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                      Sebastian Seidel (*1971 
                        in Ulm) gründete nach dem Studium 1996 das "S'ensemble 
                        Theater Augsburg", dessen Leiter er bis heute ist. 
                        Im Jahr 2000 promovierte er in Literaturwissenschaft und 
                        gründete ein Jahr später die Freie Augsburger 
                        Theaterschule (FATS). Für sein Theater schrieb er 
                        zahlreiche Dramen und erhielt unterschiedliche Stipendien 
                        und Förderpreise (Paul-Maar-Stipendium 2004, Förderung 
                        Kulturfonds Bayern 2005). Im Auftrag der Stadt Augsburg 
                        entstand zum Mozart-Jahr 2006 sein Stück "Mozart 
                        in Paradise", ein Stück über Fugger ist 
                        in Arbeit. Sebastian Seidel lebt und arbeitet in Augsburg. 
                         
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Publikumsstimme: 
                "Wir haben uns köstlich amüsiert 
                  und kommen bestimmt bald wieder." Ute und Beate 
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                So steht es bei William Shakespeare
                 Prinz Hamlet erfährt vom Geist seines 
                  toten Vaters, dass dieser von seinem Bruder Claudius, jetzigen 
                  König von Dänemark, kaltblütig im Schlaf ermordet 
                  wurde. 
                Der Geist fordert Hamlet zur Rache an dem Verbrecher 
                  auf. 
                Hamlet täuscht Wahnsinn vor um die Wahrheit 
                  zu erfahren und schließlich Rache an seinem Onkel nehmen 
                  zu können. 
                Der übereifrige Oberkämmerer Polonius 
                  hält die Verwirrung des Prinzen für unerfüllte 
                  Liebe zu seiner Tochter Ophelia. 
                Die Königin, Hamlets Mutter, glaubt an 
                  Trauer über den Tod des Vaters und die allzu rasche Wiedervermählung 
                  mit Claudius. 
                Der König schöpft allerdings Verdacht 
                  und glaubt nicht an die Erklärungsversuche des dänischen 
                  Hofes. 
                Nach einem Schauspiel, in dem Claudius seine 
                  Tat vor Augen geführt wird, weiß der König, 
                  daß Hamlet ihm gefährlich werden kann. Statt Claudius 
                  im Gebet zu ermorden, mahnt er seine Mutter zur Sittlichkeit. 
                  Während dieses Gesprächs ermordet Hamlet auf ein Geräusch 
                  hin, im Glauben der Lauscher sei der König, Polonius. 
                Der König beschließt, Hamlet nach 
                  England zu schicken und ihn dort ermorden zu lassen. Auf der 
                  Reise kann Hamlet das Schicksal zu seinen Gunsten ändern 
                  und nach Dänemark zurückkehren um den Plan seiner 
                  Rache fortzuführen. 
                Er kommt gerade zum Begräbnis von Ophelia, 
                  die selbst verrückt geworden über Hamlets Wahnsinn 
                  und der Ermordung ihres Vaters, im Fluß ertrunken ist. 
                  Am offenen Grab bricht Streit zwischen Laertes, Ophelias Bruder 
                  und Hamlet aus. 
                Der Streit endet mit einer Aufforderung zum 
                  Duell. Laertes tränkt die Spitze seines Degens mit Gift, 
                  um Hamlet bei der geringsten Verletzung zu töten. Claudius 
                  stellt einen Becher mit vergiftetem Wein bereit, um Hamlets 
                  Schicksal zu besiegeln. 
                Beim Duell überschlagen sich die Ereignisse. 
                Laertes verletzt Hamlet. 
                Die Königin trinkt den vergifteten Wein 
                  und stirbt. 
                In der Hitze des Gefechts vertauscht Laertes 
                  die Degen und wird von Hamlet mit dem vergifteten Degen getötet. 
                Seine letzten Worte gelten der Wahrheit: er 
                  verrät Hamlet den Plan von Claudius. 
                Bevor Hamlet in den Armen seines besten Freundes 
                  Horatio stirbt, kann er den Auftrag seines Vaters erfüllen 
                  und den Mord rächen. 
      
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                  Mini-Prinz fürs Herz
                "Hamlet 4 You" glänzt 
                  als Pocket-Shakespeare in Neu-Ulm 
                Von Heide von Preußen 
                Neu-Ulm. Wenn Königin 
                  Gertrude von Dänemark auf dem Ikea- Stuhl sitzend nach 
                  Butterbrezeln verlangt, ihr zweiter Ehemann Claudius ihr vorschlägt, 
                  die Mehrwertsteuer zu erhöhen, weil ihr Sohn zu Wittenberg 
                  studiert und viel Geld kostet: Spätestens dann weiß 
                  das Publikum im Theater Neu-Ulm, dass "Hamlet 4 You", 
                  Adaption atemloser Heiterkeit des Shakespeare Dramas von Sebastian 
                  Seidel, nicht im traurig tränenreichen Abschied enden wird. 
                  Mit engagiertem Gesang fordern die Zuschauer dann auch "Wir 
                  wollen Hamlet sehen". 
                Der Dänenprinz kommt zu vorgerückten 
                  Minuten pünktlich auf die Bühne und setzt schnell 
                  mal kurz das "Sein oder Nichtsein" ein. Der 1971 in 
                  Ulm geborene Autor, Gründer des "S'ensemble Theater 
                  Augsburg" (seit 1996), Sebastian Seidel, Literaturwissenschaftler 
                  und Autor mehrerer Dramen, hat mit "Hamlet 4 You" 
                  das geschaffen, was zahlreiche heute bekannte Dramatiker, beispielsweise 
                  Gerhard Hauptmann oder Heiner Müller, einst mit Shakespeares 
                  Dänenprinz veranstalteten. Sie wie auch Seidel suchten 
                  den alten Stoff und "funktionierten ihn um". 
                Wie den Sarkasmus, der scheinbar treuherzig 
                  wirkt und naiv heiter formuliert als Begleiter der jeweils klassischen 
                  Person daher kommt. Durchaus legitim, Lehrmeister dieser Methode 
                  war Brecht: Die Moral eines bekannten Stückes oder Stoffs 
                  wird auf den Kopf gestellt, beispielsweise Heiner Müllers 
                  "Sanssouci" oder Peter Hacks Effekt haschende politische 
                  Verse. 
                Glücklicherweise gibt Hamlet in allen Szenen 
                  und mit allen Figuren da viel her. Claudius (Bruder des ermordeten 
                  Hamlet-Vater und neuer König), Polonius, schleimender Höfling 
                  und Vater der Ophelia, Gertrude, Hamlets Mutter, Ophelia, die 
                  Geliebte, und dann schließlich Hamlet selbst. Seidel verleiht 
                  ihnen Präsenz und damit eine lebendige Komik, die ungeheueren 
                  Spaß bringt. Passgenau für die Kleinkunst, besteht 
                  das Ensemble aus zwei Personen. Vielseitig, charmant, entzückend 
                  anzusehen und spielsicher Joana Dentler (ein Ebenbild ihrer 
                  begabten Mama Claudia Riese). Daneben mit vielen Slapsticks, 
                  einer hervorragenden Mimik, sehr wandlungsfähig und glaubhaft 
                  in seiner fast väterlichen Verzweiflung einer viel fragenden 
                  Partnerin gegenüber: Richard Aigner, der mit Erfahrung 
                  und Witz seine Rollen erfüllt. 
                Regie führt einmal mehr Heinz Koch, mit 
                  Claudia Riese in bewährter Leitung des Theaters Neu-Ulm, 
                  Schauspieler und Macher zwischen den Kulissen: Minimiertes Schloss, 
                  gleichzeitig auch Probenbühne für Johanna (Joana Dentler) 
                  und Friedrich (Richard Aigner), einfach zu wechselnde Outfits, 
                  wobei Joana Dentler als Geist und im wallenden weißen 
                  Gewand als "Musical-Star" hinreißenden "Biss" 
                  zeigt, Richard Aigner als rappender Hamlet zum Mitklatschen 
                  verführt. In beiden Protagonisten hat Koch zwei Personen, 
                  die das szenisch umsetzten, was ein lebhaftes Konzept einer 
                  verkleinerten tragischen Heiterkeit mit vielen schnellen Verwandlungen 
                  verlangt. 
                Am Schluss heißt es dann - wie könnte 
                  es auch anders sein? - "Der Rest ist Schweigen". Im 
                  Theater Neu-Ulm waren der Rest allerdings verdiente Bravos, 
                  minutenlanger Applaus, Blumen und Küsschen für die 
                  Darsteller und rundum strahlende Gesichter. Denn auch so einen 
                  Hamlet nimmt man als Pocket-Prinz gern in der Theater-Erinnerung 
                  mit in die eigenen vier Wände. 
                Neu-Ulmer Zeitung, Montag, 26. Februar 
                  2007
  
                
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                  SCHAUSPIEL / "Hamlet 4 you" 
                  im Augus-Theater
                Shakespeare lässt 
                  grüßen 
                "Hamlet 4 you" im Augus-Theater Neu-Ulm 
                  ist als Theaterspaß rund um das Shakespeare-Drama gedacht. 
                  Shakespeare lässt grüßen, hält sich aber 
                  auf Distanz. 
                  ULI LANDTHALER 
                Shakespeares "Hamlet" zu zweit in 
                  90 Minuten - das kann zu Missverständnissen führen. 
                  Das Theater Neu-Ulm will nicht Weltliteratur auf die Möglichkeiten 
                  einer Kleinbühne herunterrechnen. Man möchte vielmehr 
                  "Theaterspaß für zwei Schauspieler" bieten, 
                  die sich mit dem Klassiker "vielleicht doch etwas zu viel 
                  zugemutet haben". So gesehen sind die 90 Minuten Bühnen-Trash-Comedy 
                  mit Gesangseinlagen und einer Prise Dramatik abwechslungsreiche 
                  Unterhaltung. 
                Autor Sebastian Seidel hat Schlüsselszenen 
                  des Dramas ums dänische Königshaus herausgepickt, 
                  die von Joana Dentler und Richard Aigner in einer Art Comic-Stil 
                  aufbereitet werden. Sie spielen die beiden Schauspieler Friedrich 
                  und Johanna, die Shakespeare spielen wollen und sich dabei hoffnungslos 
                  verzetteln. In einer Art darstellerischem Multitasking (Regie 
                  führt Heinz Koch) verkörpern sie das einschlägige 
                  "Hamlet"-Personal einschließlich Täter 
                  und Mordopfer nacheinander oder auch gleichzeitig und erzeugen 
                  so ein hektisches Durcheinander auf der Bühne, das den 
                  Boden für inszenatorische Späße und Ulkereien 
                  am Fließband liefert. 
                Der Geist des ermordeten Königs sieht aus 
                  wie ein Ableger des Ku- Klux-Klan, das vergiftete Schwert ist 
                  ein Ding aus dem Spielzeugladen, und die Königin sitzt 
                  auf einem Ikea-Thron (Ausstattung: Claudia Riese). Johanna wünscht 
                  sich das Drama sowieso lieber als Musical, weshalb sie ständig 
                  zu singen anfängt. Klamauk? Schon, aber Shakespeares Globe 
                  war ja auch kein gediegenes Theater, sondern eine Arena, in 
                  der das Volk lautstark mitging. Das soll auch in Neu-Ulm so 
                  sein, das Publikum darf mit einstudierten Sprechchören 
                  wie im Fußballstadion ("Wir wolln den Hamlet sehn, 
                  wir wolln den Hamlet sehn") ins Geschehen eingreifen. 
                Ein roter Faden wird dabei nicht gesponnen. 
                  Mitunter ächzen und lechzen, stolpern und gestikulieren 
                  die beiden Akteure, als habe sie von ein Disney-Zeichner zum 
                  Leben erweckt, erinnern dazwischen auch daran, dass es irgendwie 
                  um große Weltliteratur geht. Der Spaßfaktor fürs 
                  Publikum ist dabei groß, der Erkenntnisfaktor eher klein. 
                  Vergnügen machen vor allem die Wandlungsfähigkeit 
                  Richard Aigners und seine zackigen Rollenwechsel. Joana Dentler 
                  gibt das naive Möchtegern-Starlet etwas überdreht, 
                  hat aber auch ihre feinsinnigen Momente. 
                Dieser Hamlet ist ein Witz - und will ja auch 
                  gar nichts anderes sein. 
                Südwest Presse, Mittwoch, 28. 
                  Februar 2007  
                
 
  
                  
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